Die Kleineisenindustrie in Fulpmes/Telfes entstand vermutlich durch die Auflösung des Bergbaus und der damit verbundenen Umstellung der Schmieden von Bergbauprodukten auf Handwerkzeuge. Im 18. Jahrhundert hatten Eisenwaren aus dem Stubaital in den deutschen Ländern einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Einheimische Händler drangen aber darüber hinaus bis London und Moskau vor. Trotzdem bekam in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Kleineisenindustrie im Stubaital immer mehr Absatzschwierigkeiten. Es fehlte an ausgebildeten Fachkräften.

Deshalb schlug die Handels- und Gewerbekammer in Innsbruck den Bau einer Fachschule vor. Die damalige „Zentralkommission für den gewerblichen Unterricht" ordnete an, dass die Schule allen „praktischen Erfordernissen des Lebens" entsprechen muss, d.h. die Schule musste mit einer modern eingerichteten Schmiede, einer Schleiferei, einer Poliererei, einer mechanischen Werkstatt sowie mit geeigneten Räumen für den Unterricht ausgestattet sein. Die feierliche Einweihung der Fachschule fand schließlich am 22. August 1897 statt.

Der ursprüngliche Lehrplan umfasste sowohl theoretischen als auch praktischen Unterricht, wobei die gesamte Ausbildung drei Jahre dauerte. Ab der zweiten Klasse konnte der Schüler zwischen den Fachrichtungen Werkzeugschlosser und Werkzeugschmied wählen. Nach erfolgreichem Abschluss erhielten die Abgänger ein Befähigungszeugnis, das einem Lehrbrief gleichkam.

1913 wurde das Ferialpraktikum zur Verbesserung der handwerklichen Fähigkeiten eingeführt. Im Jahre 1918 erhielt die Schule die Bezeichnung „Bundeslehranstalt für Eisen- und Stahlbearbeitung in Fulpmes". Im März 1938 wurde die Schule in „Staatsfachschule für Stahlbearbeitung in Fulpmes" umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Anzahl der Schüler, sodass am 26. Mai 1955, als der damalige Bundespräsident Dr. Theodor Körner der Schule einen Besuch abstattete, diesem das Anliegen um einen Neubau der Schule vorgetragen wurde. Am 6. März 1956 war das Ansuchen bewilligt. Das neue Haus, am Dorfeingang gelegen, mit 14.000 Kubikmetern umbautem Raum, bestand nun aus 4 Lehrsälen, einem Verbindungstrakt mit einer großen Maschinenhalle sowie Direktion, Konferenz- und Nebenräumen. 1963/64 wurde die Ausbildungszeit an der Fachschule auf 4 Jahre ausgedehnt. Nun konnten die Absolventen der Schule bereits nach einem Praxisjahr zur Meisterprüfung antreten! Seit dem Schuljahr 1969/70 führt die Schule die Bezeichnung „Höhere Technische Bundeslehranstalt" und wurde auf zwei Fachrichtungen erweitert:

  • die fünfjährige Höhere Lehranstalt für Maschinenbau, Werkzeug- und Vorrichtungsbau 
  • die vierjährige Fachschule für Metallbearbeitung und Werkzeugbau

Um Raum für neue Unterrichtsräume zu schaffen wurde im Jahr 1974 das gesamte Schulgebäude um ein Stockwerk erhöht. In den Folgejahren machte sich das Computerzeitalter auch in Fulpmes bemerkbar und die stets wachsende Bedeutung der elektronischen Datenverarbeitung verlangte eine Ausdehnung des Unterrichts in diese Richtung. Auf modernsten Geräten werden die Schüler in der Datenverarbeitung sowie im computerunterstützten Konstruieren (CAD) und im praktischen Unterricht auf computergesteuerten Maschinen (CNC-Technik) unterrichtet.

Im Schuljahr 1988/89 erfolgte wieder einmal ein Wechsel der Bezeichnung der Schule: „HTL für Maschinenbau, Ausbildungszweig Fertigungstechnik". 1997, genau 100 Jahre nach der Einweihung der ersten Fachschule, wurde mit dem Umbau der Schule begonnen. Dabei wurde neben der Errichtung des Neubaus auch das alte Schulgebäude saniert. Der Umbau wurde in der Mitte des Jahres 1999 fertiggestellt.

Ab dem Schuljahr 2005/06 wird an der Höheren Abteilung neben der Ausbildungsrichtung "Fertigungstechnik" der neue Studienzweig „Kunststofftechnik und Produktentwicklung“ angeboten. Nach dem 3. Jahrgang besteht die Wahlmöglichkeit zwischen den beiden Ausbildungsschwerpunkten. 

Seit April 2009 ist die HTL Fulpmes auch Studienstandort der Hochschule Mittweida -  University of Applied Sciences. Der Fachhochschul-Studiengang "Maschinenbau / Mechatronik" wird für HTL-Absolventen mit ingenieurmäßiger Praxis angeboten und führt berufsbegleitend in 4 Semestern zum Dipl.-Ing.(FH).

Seit dem Schuljahr 2010/11 können Fachschüler an der HTL Fulpmes die Berufsreifeprüfung ablegen.

Eröffnung der Fachschule am 22.8.1897